Nachtduftende Pflanzen
Erleben Sie den betörenden Duft des Nachtphlox, der viele an Bittermandelöl oder Marzipan erinnert.
Evolutionäre Anpassung
Es ist schon faszinierend was sich die Evolution hat einfallen lassen. Tagsüber sehen nachtduftende Pflanzen wie verblüht und dadurch nicht sehr attraktiv aus. Die Blütenblätter sind geschlossen, die Blüten verströmen keinerlei Duft. Doch wenn die Nacht kommt beginnen sich die Blüten mit intensiver Duftentfaltung zu öffnen und locken somit ihre Bestäuber an. So profitieren vom nächtlichen Zusammentreffen beide. Die einen laben sich am reichen Nektarangebot, die anderen sichern mit der Bestäubung ihre Nachkommenschaft.
Die Insekten, die dies vollbringen gehören zu den Nachtfaltern, genauer gesagt zur Ordnung der Schwärmer (Sphingide) und Eulenfalter (Noctuide).
Bei den Schwärmern ist z.B. der Windenschwärmer zu erwähnen, eine imposante Erscheinung mit einer Flügelspanne von etwa 6 cm und einem ebensolangen Saugrüssel für die oft langröhrigen Blüten, wie sie z.B. beim Bauerntabak so typisch sind.
Nachtduftende Blumen erblühen meist in weißlichen Tönen, da diese Farbe nachts am ehesten Restlicht oder Mondlicht reflektieren kann. Nachtduftende Pflanzen emitieren meist sehr intensive Duftkompositionen, da diese von den umherfliegenden Nachtfaltern zuerst über den Geruchssinn wahrgenommen werden, bevor die Blüten gesehen werden.
Eine weitere gegenseitige Anpassung, würde man heute sagen, win-win, ist die Stellung der Blüte. Sie ist meist waagrecht oder auch gesenkt, damit es die Nachtfalter besonders leicht haben von der Seite oder von unten anzufliegen.
Im Dunkeln lässt sich gut munkeln, in unserem Shop ist ein Pflanzenpaket mit Mondscheinpflanzen erhältlich. Für diese Pflanzen gibt es aber auch ein Sortiment zum Selberaussäen.
Noch faszinierender als die Tatsache der gegenseitigen nächtlichen Übereinkunft ist die Beobachtung des Anflugs an die Blüte. Diese dicken Brummer stehen im Rüttelflug wie Kolibris vor den Blüten, fahren den langen Rüssel aus und trinken sich am Nektar satt.
Man kann ganz sicher seine Kinder damit begeistern der Nektaraufnahme beizuwohnen, wenn man mit Hilfe einer Taschenlampe die Tiere anstrahlt. Diese mögen das Anstrahlen zwar nicht sonderlich und fliegen dann weg, aber um einmal die großen reflektierenden Augen des Windenschwärmers zu sehen, sei das unsanfte Verfahren zu verzeihen.
Was wir Menschen von diesem Stückchen Blütenökologie haben?
Wir freuen uns einfach auf laue Sommerabende, auf liebe Gesellschaft, vielleicht ein Gläschen Rotwein und den verführerischen, die ganze Nacht anhaltenden, unbeschreiblichen Duft unserer Mondscheinpflanzen.
Duftende Mondscheinpflanzen
Abendduftende Pflanzen findet man bei allen Lebensformen der Pflanzenwelt. Sei es nun bei Pflanzen mit Knollen, wie die abendduftende Gladiole (Gladiolus tristis), bei sukkulenten Lebensformen, wie zum Beispiel den Pelargonien (Pelargonium triste), aber vor allem bei den vielen Sommerblumen, Sträuchern und Bäumen.
Bei den Sträuchern begeistern uns die Hammerstrauch-Arten (Cestrum nocturnum, Cestrum parqui) mit ihrem unverwechselbaren Abendduft, den manche Mitmenschen als Multivitamin-Brausetablettenaroma empfinden.
Zu den allerersten nachtduftenden Pflanzen im Frühjahr gehören die Nachtviole
(Hesperis matronalis) und die Mondviole (Lunaria rediviva). Als Nachtveilchen wird die Nachtviole bereits im 16. Jahrhundert erwähnt. Sie stammt aus dem südosteuropäischen Raum, wo man sie in Auenwäldern und Gebüschen findet. Auch bei uns findet man sie gelegentlich verwildert. Die Nachtviole wächst bei uns als zwei- bis mehrjährige Staude. Neben der helllila blühenden Wildform gibt es noch eine weiße Varietät, sowie gefüllt blühende Auslesen.
Für halbschattige bis schattige Plätzchen im Garten eignet sich die sehr hübsche Mondviole, ebenfalls mit veilchenähnlichem, betörenden Duft. Die Pflanze ist bei uns heimisch und wächst gerne in hellen Auwäldern. Neben der wohlriechenden Blüte besticht die Pflanze auch noch durch sehr attraktive Samenstände, die denen des verwandten Silberblatts sehr ähneln.
Die wohl intensivsten Nachtdufter findet man unter den Ein- und Zweijährigen Pflanzenarten. Wer einmal vom Balkonkasten, von der Terrasse oder vom Hausgarten in lauen Sommernächten die umherschweifenden intensiven Duftschwaden des Gemshorns (Matthiola bicornis) erschnuppert und die harmonische Komposition von Vanille-, Zimt- und Nelkenaromen genossen hat, wird sie sich jedes Jahr neu verschaffen wollen. Der Name Gemshorn rührt von den hornartigen Anhängseln am Ende der Samenschoten her. Schade eigentlich, dass der deutsche Name lediglich die Übersetzung des botanischen Namens wiedergibt. Ein Name der den herrlichen Duft wiederspiegelt, wäre der Pflanze sicher besser gestanden.
Ein sehr naher Verwandter, die Levkoje (Matthiola incana „Zagreb“) ist vielen Gartenfreunden sicher eher bekannt. Diese Sorte, die einjährig gezogen wird, kommt den Wildformen am nächsten und dufted auch sehr schön mit einem Hauch von Gewürznelken. Harmonische Duftakkorde ergeben sich, wenn Gemshorn und Levkoje nebeneinander gepflanzt werden.
Ähnlich intensiv macht der Sternbalsam (Zaluzianskya capensis) auf sich aufmerksam. Marzipan, Bittermandel und Amaretto hört man am häufigsten, wenn man Duftgartenbesucher nach ihren Eindrücken befragt. Die tagsüber rötlich gefärbte Knospe öffnet sich zu einem wunderschönen weißen, starkduftenden Stern.
Das Italienische und das Nickende Leimkraut (Silene italica, Silene nutans) sind mehrjährige Stauden, deren hyazinthenähnlicher Nachtduft uns jedes Jahr aufs Neue begeistert. Auch unser heimisches Seifenkraut (Saponaria officinalis „Rosea Plena“) weiß uns mit seinem Duft zu überzeugen. Der Abendstern (Mentzelia decapetala) beeindruckt bei Beginn der Dämmerung mit seinen tennisballgroßen, weißen Blüten und seinem zarten verführerischen Abendduft. Die Pflanze, die im Garten ein- oder zweijährig gezogen wird, kommt ursprünglich aus den Trockengebieten im Westen der USA.
Ebenfalls in den nordamerikanischen Weststaaten zu Hause, ist die Duft-Nachtkerze (Oenothera odorata). Neben dem orangenähnlichen, süßlichen Duft der hellgelben Blüten kann man das Öffnen der Knospen wie im Zeitraffertempo mitverfolgen. Eine Eigenschaft, die den meisten Nachtkerzenarten zu eigen ist. Ein immer wieder faszinierender Anblick bei der langen Blütezeit von Mai bis September.