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Wildbienen

Zwei neue Wildblumenmischungen: attraktiv nicht nur für Wildbienen...

Konzipiert von Dipl. Biol. Bernd Dittrich (Kräutergärtnerei Syringa) und Dr. Paul Westrich (Institut für Biologie und Naturschutz)

>>Wildblumenmischung Nr.12 für Wildbienen (für 10m², 1,0g/m²)
>>Wildblumenmischung Nr.13 für Wildbienen (für 10m², 1,5g/m²)

Bedrohte Arten
Flächendeckendes Grün kennzeichnet heutzutage weite Teile der Agrarlandschaft, eine Folge der industrialisierten Landwirtschaft. Wo ist die ehemals bunte Vielfalt an krautigen Pflanzen auf Äckern und Wiesen? Das Fehlen dieses früher so reichhaltigen Nahrungsangebots für blütenbesuchende Insekten trifft ganz besonders alle Bienen, Honigbienen ebenso wie Wildbienen, zu denen Seidenbienen, Schmalbienen, Pelzbienen, Mauerbienen, Langhornbienen, Holzbienen und nicht zuletzt die Hummeln zählen. Sie benötigen nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Versorgung ihrer Brut Nektar, vor allem aber Blütenpollen. Die Rote Liste der im Bestand bedrohten Arten enthält bereits 293 der 560 in Deutschland heimischen Arten, 39 Arten sind hier bereits ausgestorben. Während ein Imker mit seinen Honigbienenstöcken notfalls zu ergiebigeren Orten wandern kann, sind die überwiegend wildlebenden Wildbienen auf ein ausreichendes Nahrungsangebot in ihren angestammten Lebensräumen angewiesen.

Andrena fulvago - Pippau-Sandbiene an Tragopogon pratensis, Wiesenbocksbart Andrena agilissima - Blauschillernde Sandbiene an Sinapsis arvensis, Ackersenf Andrena bicolor - Zweifarbige Sandbiene an Campanunla rapunculus, Rapunzel-Glockenblume Halictus scabiosae - Glänzende Sandbiene an Picris hieracioides, Gewöhnliches Bitterkraut Lasioglossum costulatum - Glockenblumen-Schmalbiene an Campanula rapunculus, Rapunzel-Glockenblume Andrena pandellei an Campanula patula Dasypodahirtipes an Cichorium intybus Colletes similis an Anthemis tinctoria Lasioglossum calceatum an Matriacaria inodora

Bilder: Dr. Paul Westrich

Unverzichtbare Bestäuber

Es ist deshalb höchste Zeit, die Wildbienen gezielt zu fördern. Es reicht nämlich nicht aus, sich lediglich auf die Honigbiene als Bestäuber zu verlassen. Unzählige Wildpflanzen ebenso wie viele Nutzpflanzen (Obstbäume, Beerensträucher, Feldfrüchte) sind auf Wildbienen als Bestäuber angewiesen. Die Erhaltung einer artenreichen Wildbienenfauna ist die Voraussetzung für die Ernährungsvorsorge der Zukunft, wie jüngste Forschungsergebnisse erneut belegen. Der Gesetzgeber hat nicht zuletzt aus diesem Grund allen heimischen Bienenarten den Status „besonders geschützt“ verliehen.

Attraktiv für Mensch und (Wild-) Biene
Um dem zunehmenden Nahrungsmangel zumindest im Siedlungsbereich etwas abzuhelfen, haben wir in enger Zusammenarbeit mit Dr. Paul Westrich, dem bekannten Experten auf dem Gebiet der Wildbienenforschung, zwei Mischungen entwickelt, die nicht nur farblich attraktiv, sondern in besonderem Maße die Ansprüche vieler Wildbienenarten an ihre Pollenquellen berücksichtigt. Darin enthaltene Pflanzenarten fördern vor allem die Pollenspezialisten unter den Wildbienen. Deren Abhängigkeit von bestimmten Pflanzen ist so groß, dass z. B. ohne bestimmte Glockenblumen die Glockenblumen-Scherenbiene keine Nachkommen erzeugen kann. Selbstverständlich profitieren davon auch die Arten, die weniger spezialisiert sind. Daher können die meisten der in den Mischungen enthaltenen Pflanzenarten auch von Honigbienen als Nektar- und/oder als Pollenquelle genutzt werden. Allerdings bevorzugen Honigbienen eher sogenannte Massentrachten, also große Blumenmengen der gleichen Pflanzenart (Raps, Senf, Ölrettich, blühende Bäume etc.) an ein und demselben Ort.

Wo aussäen?
Die angeboten Wildblumenmischungen sind sowohl für die Aussaat im Hausgarten, als auch für Blühstreifen und –flächen in Dörfern und Städten gedacht. Aussaaten in der freien Landschaft sollten mit der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen werden. Während der Blütezeit können hier vielfältige Beobachtungen des Brutfürsorgeverhaltens, vor allem des Pollensammelns vieler heimischer Bildbienenarten angestellt werden. Einige der hier anzutreffenden Wildbienen nehmen sehr gerne Nisthilfen der unterschiedlichen Typen an (Bohrungen in Holzblöcken, Schilfhalme, Pflanzenstängel, Totholz, Steilwände). Die Aussaat unserer Mischungen in der Nähe entsprechender Nistgelegenheiten ermöglicht daher im Garten, wie in der Schule vielfältige Beobachtungen ihrer Lebensweise und trägt bei Kindern viel zum Verständnis ökologischer Zusammenhänge bei.

Und so säen Sie aus:

Saatzeit:
Die beste Saatzeit für die Einjährigen Wildblumenmischung Nr. 12 ist ab Anfang März, sobald der Boden soweit abgetrocknet ist, dass eine Bodenbearbeitung möglich ist. Zu empfehlen wäre ein Umgraben bereits im Herbst.

Bodenvorbereitung:
Der Boden sollte möglichst locker und unkrautfrei sein. Ist er feinkrümelig und gut planiert können die Samen besser keimen. Samen nur auf offene Böden ausbringen. Aussaaten in bestehende Rasen oder Wiesen funktionieren nicht.

Aussaat:
Stellen Sie mit dem Rechen eine Feinplanie her. Zur besseren Verteilung des Saatguts können Sie die Aussaatmenge mit Sand im Verhältnis 1:2 oder 1:3 strecken. Es ist wichtig, die Einsaatfläche anschließend zu walzen oder mit einem Brett am Fuß anzudrücken.

Pflege der Aussaat:
Unter günstigen Bedingungen keimen die meisten Samen innerhalb 2-4 Wochen. Während dieser Zeit darf die Fläche nie austrocknen.

Blüte:
Etwa 8-12 Wochen nach der Aussaat können Sie mit dem Blühbeginn rechnen. Bei Aussaat Anfang/Mitte März sollte sich etwa Mitte/Ende Mai die Hauptblüte entfalten, die dann ca. 10-12 Wochen anhält. Um den Flor zu verlängern sind noch Folgesaaten bis Ende April möglich.

Pflege:
Es ist keine Pflege nötig, wenn Sie nicht in einen Boden ausgesät haben, der von sich aus voller Unkrautsamen steckt. Mähen Sie im Herbst, entfernen Sie die trockenen Pflanzen und rechen Sie die ausgefallenen Samen ein wenig in den Boden ein. Ein Großteil der Samen wird bereits im Herbst wieder neu keimen.

Entwicklung:
Haben Sie unsere Wildbienen-Mischung Nr.13 ausgesät, so werden im 1. Jahr die einjährigen Arten blühen während sich gleichzeitig die Rosetten der zwei- und mehrjährigen Arten etablieren.
Im 2. Jahr blühen dann natürlich die zwei- und mehrjährigen Arten aber auch wieder neu versamte einjährige Arten.

Ein Schnitt erfolgt im September des 1. und 2. Jahres. Das Mähgut sollte stets
abgeräumt werden.

Zur Besonderen Beachtung:
Mit ein- und zweijährigen Wildblumenarten lassen sich keine mehrjährigen Blumenwiesen (Magerweisen, Fettwiesen, Feuchtwiesen) schaffen. Wo die Möglichkeit der Schaffung mehrjähriger ausdauernder Blumenwiesen mit ihren standortlichen Besonderheiten besteht, sollte diese genutzt werden.

Bei richtiger Pflege (ein- bis zweimaliger Mahd, keine Düngung) blühen mehrjährige Blumenwiesen über viele Jahre mit hoher Artenzahl.

Blumenwiesen sind ästhetisch sehr ansprechende Pflanzengemeinschaften, die auch für Wildbienen attraktive Nahrungsquellen darstellen.

Anzustreben wären kurzlebige Pionierfluren, wie sie die beiden neuen Mischungen darstellen und ausdauernde Blumenwiesen. Wertvolle bestehende Magerwiesen umzubrechen um eine unserer Wildbienen-Mischungen auszusäen, wäre kontraproduktiv und nicht im Sinne eines Wildbienenschutzes.

Zusammensetzung der Mischungen mit Angaben zu den besonders geförderten Wildbienenarten.

Bericht: Wildbienen in der Kräutergärtnerei Syringa