Bei ausgebildeten Gärtnern kann er genauso wie bei Pflanzenliebhabern angetroffen werden. Und manche wissen vielleicht noch gar nicht, dass sie einen haben. Echtes Grün erscheint dabei nur selten auf den Daumen: Beim Tomatenausgeizen kann man sich grünbraune Finger zulegen - und grüngelbe Handtücher, oder der Transport alter, veralgter/vermooster Tontöpfe hilft die Daumen einzufärben. Ob der Ausdruck daraufhin entstanden ist?

Tatsächlich gedeihen die Pflanzen bei manchen Menschen üppigst und die Blütenfülle scheint kein Ende zu nehmen. Bei anderen wiederum gibt es einen Fehlschlag nach dem anderen - trotz gutem Kümmern um die Pflänzchen.

Den Personen ohne Grünen Daumen wird dann geraten, sie sollen doch mit Sukkulenten, also Dickblattgewächsen beginnen, da diese auch bei mangelnder Wasserversorgung, also „Vernachlässigung“ noch gedeihen, bei emsigen Gießern wohl eher kontraproduktiv - hier wäre die Wasserhyazinthe als Einstieg sinnvoller.

Menschen die einen grünen Daumen haben, also zu wissen scheinen, was die Pflanze braucht, um zu gedeihen, besitzen aber noch eine andere Fähigkeit: Eine Pflanze gedeiht, obwohl die Bedingungen, unter denen sie wachsen soll, absolut ungünstig ist.

So gab es an einem Autoparkplatz in der Nähe meiner Wohnung immer eine Reihe Geranien (Botanisch korrekt: Pelargonien). Am frühen Morgen vor der Fahrt zur Arbeit, standen sie im Wasser: Aha, die Besitzerin ist schon früh auf und tätig - die Blumen sind schon versorgt. Nun war es aber erstaunlich, dass egal ob früher oder später Nachmittag, immer noch der Untersetzer voll Wasser war. Schon wieder gegossen?! Nun kommen die Geranien aus Südafrika, ein eher trockenes Land, und die Geranie ist bestimmt keine Sumpfpflanze - und trotzdem wuchsen, gediehen, und blühten diese „Sumpfgeranien“ jedes Jahr wunderschön und üppig! Ähnliches galt für einen Säulenkaktus auf dem gleichen Grundstück: Er wurde zunächst einmal in reifen Kompost gesetzt - davon war im Garten genug vorhanden. Anschließend auf die Südseite ohne Regenschutz ans Haus gestellt, mit Untersetzer. Der Jahresniederschlag liegt hier etwa bei 700 mm. Zieht man den Winter ab, verbleibt etwa die Hälfte. Und das ist eindeutig immer noch viel mehr, als in Gegenden, in denen Kakteen auf durchlässigen Böden vorkommen. Nun hatte dieser Kaktus erstaunliche Jahreszuwächse von 20-30 cm. Das habe ich als Gärtnerin noch nie hinbekommen.

Nun eine Regel daraus abzuleiten, Kakteen grundsätzlich nur in Komposterde zu setzen und sie in Töpfen mit Untersetzer zu halten, ist nicht zu empfehlen. Denn das klappt wohl nur bei Menschen mit dunkelgrünen Daumen.