Strauchpfingstrosen / Paeonia rockii-Hybriden
Strauchpfingstrosen für den Hausgarten und öffentliche Anlagen
(Paeonia rockii-Hybriden oder Gansu Mudan)
Wer einmal einen ausgewachsenen, blühenden Strauch dieser Pfingstrosengruppe gesehen und gerochen hat, wird die Faszination nachempfinden können, die von diesen robusten und wunderhübschen Pflanzen ausgeht. Bereits der meist rot gefärbte Austrieb im zeitigen Frühjahr, später, etwa Mitte Mai, die handtellergroßen Blüten mit den auberginefarbenen, fast schwarzen Basalflecken und dem schönen Duft, die sehr attraktive Belaubung sowie eine oft rötliche Herbstfärbung der Blätter machen die Paeonia rockii-Hybriden zu begehrten und gefragten Solitärpflanzen für den Garten und den Park.
Herkunft
Der botanische Name Paeonia rockii geht auf den österreichischen Botaniker und Ethnologen Joseph Rock zurück, der diese hübsche Wildform im Jahre 1926 im Lama Kloster Chonie (Gansu) entdeckte und Samen sowohl nach den USA als auch nach Europa schickte.
Die Wildformen von Paeonia rockii findet man heute noch vereinzelt in den nordwestlichen und mittleren Provinzen Gansu, Shanxxi und Hubai. Das Klima ist dort eher kontinental mit kalten Wintern und Temperaturen bis zu -30°C sowie heißen und trockenen Sommern. Da die Provinz Gansu an der alten und berühmten Seidenstraße liegt, gelangte diese Wildform durch Händler und Bauern auch in deren Gärten. Bald schon entstanden Kreuzungen mit den bereits bekannten und züchterisch seit vielen Jahrhunderten bearbeiteten Strauchpäonien der Paeonia suffruticosa Gruppe (Zhong Yuan Mudan-Gruppe oder Central plains Mudan aus den Provinzen Henan und Shandong). Von dieser Gruppe von Strauchpäonien wurde die rote Farbe sowie gefüllte Blütenformen eingekreuzt. Die entstandenen Paeonia rockii-Hybriden (Gansu Mudan) bildeten die Grundlage für die heute riesige Zahl von Kultivaren mit unglaublichem Farbenspiel, das von rosa über lila und violett zu burgunderrot reichen kann, in mehrfarbigen Variationen auftritt und von einfachen über halbgefüllte zu total gefüllten Blütenformen reicht.
Sortenvielfalt
Paeonia rockii-Hybriden erkennt man jedoch immer an den attraktiven dunklen Basalflecken. Diese sind am Grund der Blüte sichtbar und ebenfalls in großer Farben- und Formenvielfalt ausgeprägt. So gibt es Sorten mit sehr schmalen Basalflecken oder Kultivare, bei denen die dunklen Flecken am Blütenboden von einer rot-violetten Korona umgeben sind. Bei manchen Kultivaren erscheinen die Basalflecken auf der Innenseite sowie auf der Außenseite des Blattes. ( z.B. Sorte Xiong Mao)
Wer sich von einer bestimmten Namensorte hat begeistern lassen , muss auf Veredlungen zurückgreifen, da Absaaten in der Regel zu anderen und neuen Farbkombinationen und Formen führen werden. Bei diesen Pfropfungen werden Edelreiser von Strauchpfingstrosen mit den staudigen Wurzeln von Bauerngartenpfingstrosen verbunden. Diese Veredlungspraxis ist nicht ganz einfach und sollte dem Fachmann überlassen werden. Eine Veredlung ist nach 2-4 Jahren gut verwachsen und verkaufsfertig.
Die bei uns im Frühjahr in manchen Gartencentern angebotenen Strauchpfingstrosen gehören meist zur Paeonia suffruticosa Gruppe und sind oft lediglich nach Farben sortiert. Im Vergleich zu den Paeonia rockii-Hybriden sind diese in unserem Klima weit empfindlicher und krankheitsanfälliger. Meist werden diese Pflanzen nur so tief eingetopft, dass von der Veredlung gerade die Ammenwurzel mit Erde bedeckt ist. Wird die Pflanze zu Hause dann genauso tief in den Boden gesetzt ist ein Scheitern der Pflanzung nur eine Frage der Zeit. Der Edelreiser kann keine eigenen Wurzeln bilden, die Ammenwurzel wird immer kräftiger und stößt den Edelreiser schließlich ab.
Da in China über das Thema Sortenechtheit andere Begriffe herrschen, werden entweder Veredlungen oder Sämlinge als Namenssorten angeboten. Die chinesische Praxis ist es Paeonia rockii-Hybriden in großer Menge auszusäen und nach der 1. Blüte (etwa 4-5 Jahre) die Pflanzen den einzelnen Namenssorten zuzuordnen. Bei dieser Praxis kann es natürlich zu mehr oder weniger großen Farbnuancen kommen, was bei Veredlungen naturgemäß nicht der Fall ist, da diese alle von einer Mutterpflanze stammen.
Blütezeit und Samenbildung
Abgesehen von milden Wintern in denen ein deutlich früherer Blühbeginn zu verzeichnen ist, liegt der normale Blühbeginn der Rockii-Strauchpfingstrosen etwa um die Mitte Mai und dauert etwa 10 Tage. Durch geschickte Wahl von frühen und späten Sorten lässt sich die Blütezeit auf über drei Wochen verlängern.
Die einfach blühenden und auch die halbgefüllten Blüten der Strauchpfingstrosen gehören zu reichsten Pollenanbietern in ganzen Pflanzenreich, was man am reichen Bienen- und Hummelbesuch auch beobachten kann. Gerne laben sich auch die großen Rosenkäfer an dem opulenten Pollenangebot.
Nach der Bestäubung erfolgt die Samenbildung in sehr attraktiven, sternförmigen Samenkapseln, die etwa Ende August aufspringen und eine Vielzahl schwarzer, etwa erbsengroßer Samenkörner freilassen.
Diejenigen, die sich dem Spaß aber auch dem hohen Zeitaufwand von ca. 4-5 Jahren hingeben wollen, aus dem Saatgut eigene Strauchpäonien zu ziehen, werden über die Formen- und Farbenvielfalt begeistert sein und fortan dem Kreis der Päonienliebhaber angehören.
Pflanzung und Pflege
Die beste Pflanzzeit ist der Frühherbst. Sämlinge oder Veredlungen werden in der Regel Ende September/Anfang Oktober wurzelnackt angeboten. Die Pflanzen können bis in den Dezember hinein (ähnlich wie Rosen) gesetzt werden, solange der Boden frostfrei ist
Für öffentliche Anlagen empfehlen sich größere Solitärpflanzen, die dann bereits 10-15 Jahre alt sind und eine Höhe von 100-140cm erreichen.
Sämlingspflanzen sind bereits sehr kräftige Pflanzen, die mühelos anwachsen. Nach etwa 2-3 Jahren stehen sie bereits wieder in voller Blütenpracht. Veredlungen (meist 2-3 jährige) sind deutlich kleiner. Man erkennt deutlich die dicke, möhrenartige Wurzel der Veredlungsunterlage (Paeonia lactiflora) und den dünneren veredelten Reiser.
Paeonia rockii-Hybriden sind robuste, gesunde und pflegeleichte Pflanzen, die bei uns völlig winterhart sind.
Die richtige Pflanzung ist von entscheidender Bedeutung für das gute Anwachsen. Bei Veredlungen muss die gut sichtbare Veredlungsstelle zwischen der karottenähnlichen Wurzel der Unterlage und dem Edelreiser bei der Pflanzung etwa 10-15 cm tief in die Erde. Das garantiert eine eigene Wurzelbildung aus dem Edelreiser. Wenn man nach 1-3 Jahren eventuell einen Blattaustrieb feststellt, der völlig anders aussieht, so hat die Unterlage neue Augen gebildet und ausgetrieben. Diese Triebe sind zu entfernen, da sich sonst die Unterlage zu stark entwickeln würde und den Edelreiser abstoßen könnte. Sämlingspflanzen werden wie andere Sträucher bis in Höhe des Wurzelhalses eingepflanzt.
An den Boden werden keine besonderen Bedingungen gestellt. Das Pflanzloch sollte etwa 40 cm im Durchmesser messen und mit einer lockeren Erdmischung und reifem Kompost aufgefüllt werden. Jährliches Düngen mit Kompost oder einem organischen Rosendünger werden gut vertragen und fördern das Wachstum.
Die Pflanzen lieben einen sonnigen Standort. Halbschattige Plätze werden aber auch vertragen. Staunässe mögen alle Pfingstrosen nicht. Ein Rückschnitt erfolgt nur bei abgestorbenen oder ungünstig gewachsenen Zweigen. Unpassende Standorte können Pilzbefall durch Grauschimmel (Botrytis) fördern. Falls ein Zweig befallen werden sollte (erkennt man an den welken Blättern) muss der Zweig bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden.
Ansonsten benötigen die Sträucher keine Pflege. Ausgewachsen werden Paeonia rockii-Hybriden etwa 1.70-1.80 m hoch und ebenso breit. Sie werden sehr alt, man kennt in China über 200jährige Sträucher.
Auch die Kübelpflanzung ist möglich, doch können die Sträucher natürlich nicht auf Dauer in großen Töpfen bleiben. Nach etwa 3-4 Jahren nach dem Einpflanzen sollten sie die Möglichkeit haben sich im Garten zu voller Schönheit zu entwickeln.
STRAUCHPÄONIEN | ||||
Botanische Arten: | P.suffruticosa-Gruppe: | P. lutea-, delavayi-, und potanii-Hybriden | ||
P. rockii P. osti P. delavayi var.lutea (syn. P. lutea) P. delavayi P. delavayi var.angustiloba (syn. P. potaninii) P. ludlowii |
chinesischen Ursprungs*** z.B.: Ju Ban Bei (weiß) Zi Lan Kui (lila)japanischen Ursprungs*** z.B.: Godaischu (weiß) Kinko (gelb) Rimpo (violett) Hanakisoi (rosa) Asahi-minato (rot)europäischen Ursprungs z.B.: Fragrans Maxima plena (hellrosa) Duchesse de Morny (violett) Reine Elisabeth (rosa) Wilhelmine (rot) |
z.B. Mine d´or La Lorraine Chromatella Hesperus High Noon |
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*** P. suffruticosa-Gruppe: | ||||
Typische Merkmale chinesischer Suffruticosa-Hybriden: gedrungener halbkugeliger Wuchs starke Verzweigung an der Basis geringe Wuchshöhe stark gefüllte schwere Blüten (oft im Laub verborgen) viele Sorten mit betörendem Duft früher Austrieb und BlütezeitTypische Merkmale japanischer Suffruticosa-Hybriden: hohe und aufrechte Wuchsform Verzweigung an der Basis gering meist einfache bis halbgefüllte Blüten, die sehr leicht wirken die meisten Sorten ohne Duft etwa 1 Woche spätere Blütezeit als die chinesischen Sorten |
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