Spikoel, Speikoel, Speikparfüm
Das Klima in dieser Gegend ist trocken und heiß, der Boden ist kalkreich, deshalb gedeiht dort Spik=Lavendel sehr gut. Die Pflanze wuchst wild und wird von den Bauern im August -September gesammelt und nicht weit von dem Ort, wo die Pflanzen geschnitten wurden, destilliert. Die Apparatur und die ganze Anlage sehen zwar primitiv- aus, trotzdem sind sie so wirksam wie manche moderne Anlage, gebraucht als die erst später benutzten Lavandula vera und Lavandula latifolia Der Name Lavandula stammt aus dem späteren Mittelalter und aus Italien.
In abendländischen Arzneibüchern des frühen Mittelalters wurde die Spike, auch Narde genannt, von Ärzten gebraucht. Das destillierte Spiken- oder Nardenöl ist wohl schon im 15. Jahrhundert bekannt gewesen. Valerius Cordus führt in seinem Dispensatorium Noricum vom Jahre 1543 nur drei destillierte Öle an: Terpentinöl, Wacholderbeeröl und Spiköl. Die Pharmacopoea Augustana von Adolphus Occo enthält bis zur Ausgabe vom Jahre 1613 nur Oleum spicae, erst von da an zusätzlich noch Oleum lavandulae. Spiköl ist in den ältesten Arzneiverzeichnissen und Taxordnungen deutscher Städte aufgeführt, daneben findet sich Oleum lavandulae erst in der Frankfurter Taxe vom Jahre 1582.
Spik-Lavendel hat in den Mittelmeerländern ungefähr dieselbe Verbreitung wie der echte Lavendel. Die Spikpflanze (Lavandula spica DC.) ist größer als Lavendel. Die oft mehrfach verzweigten Stengel erreichen eine Länge bis zu 80 und 90 cm. Ebenso lang wie der Kelch sind die linearen Deckblätter der Blüten; der Kelch ist weißlich. Am besten gedeiht die Pflanze in niedrigen Höhenlagen auf trockenen, sonnigen, geschützten Abhängen. Da ihre Pfahlwurzeln 30 bis 40 cm Länge erreichen, bevorzugt die Pflanze einen tiefen, am besten alluvialen Boden. Gegen Ende August kommen die Spikblüten zur vollen Entwicklung, also etwa drei Wochen später als Lavendel. Wegen des höheren Wuchses ist die Ernte weniger mühsam als bei Lavendel.
Der strenge Geruch der Blüten und der bittere Geschmack der Blätter schützt die Spikpflanze vor weidendem Vieh.
Spiköl ist esterärmer als reines Lavendelöl. Wo Lavendel mit Spik zusammen wächst, tritt eine Kreuzung zwischen beiden ein, „la lavande aspic",wie der Franzose sagt, ein „lavandin" genannter Bastard. Wie alle Bastarde gedeiht Lavandin ausgezeichnet und wird durch seine üppige Entwicklung den eigentlichen Lavendelpflanzen gefährlich, da er ihnen Luft und Nahrung nimmt.
Spiköl wird wie Lavendelöl durch Wasserdestillation gewonnen. In Frankreich kommen für die Spikölgewinnung hauptsächlich folgende Departements in Betracht: Drôme, Vaucluse, Basses-Alpes, Bouches du Rhône, Var, Alpes-Maritimes, Gard, Hérault, Aude. u. a.
Im Handel ist seit etwa 75 Jahren spanisches Spiköl, das fälschlich auch als spanisches Lavendelöl bezeichnet wurde. Stammpflanze ist ebenfalls Lavandula spica DC. Gewonnen wird es in den Provinzen Granada, Valencia, Murcia und Córdoba. Gelegentlich wurde auch in Dalmatien eine kleine Menge Spiköl von guter Qualität hergestellt. Spiköl ist gelblich und riecht kampferartig, dabei an Lavendel und Rosmarin erinnernd.
Speiköl
Als „Speik" bezeichnet man eine ganze Anzahl verschiedener Pflanzen, haupt- sächlich Baldrian-, Lavendel- und Primelarten. Von allen diesen Speikpflanzen kommt für die Parfümerie nur Valeriana celtica L. in Betracht. Diese kleine unscheinbare Pflanze wächst in den höchsten Alpen Mitteleuropas, besonders: in . den Alpen der Steiermark. Sie ist sehr ausdauernd und blüht im Juli und August. Früher war diese Pflanze unter dem Namen Alpenspik, keltischer Spik, Spica celtica, bekannt. Ihr Wurzelstock findet in den Alpenländern als Volksheilmittel Verwendung und wurde ehemals unter dem Namen Spiknarde in den Handel gebracht. Die Speikwurzel hat einen bitteren, würzigen Geschmack, und ihr Geruch ist patschuli- und baldrianähnlich. Im Orient diente die Wurzel als Ersatz für die indische Narde (Nardostachys). In Ostindien werden als „Sumbul" die Wurzeln mehrerer aromatischer Pflanzen bezeichnet: Die Wurzel von Nardostachys jatamansi DC. als Sumbul Hindi, die Wurzel von Valeriana celtica L. als Sumbul Ekleti, Sumbul Ekelti, Sumbul, Kumi und Sumbul italicus. Sie gehören alle zur Familie der Valerianaceae. Bei der Destillation gibt die Wurzel von Valeriana celtica L. 1,5 bis 1,75 % ätherisches Öl von starkem, mehr an römische Kamille und Patschuli als an Baldrian erinnernden Geruch. Dieses Speikwurzel ist kein Handelsartikel. Zur Verhütung seiner gänzlichen Ausrottung steht Speik unter Naturschutz und ist daher als Ausgangsprodukt für ein ätherisches Öl nicht zu verwenden.
Der Speikgeruch ist allgemein eine mehr oder weniger willkürlich gewählte Nachbildung des Geruches des Speikwurzelöles.
Unter den Verbrauchern haben Speikseifen wegen ihres herzhaft würzigen Geruches viele begeisterte Anhänger und weil man diesen Seifen seit jeher allerhand mysteriöse Wirkungen nachsagt, herrührend von der einstigen Verwendung der Speikwurzel als Volksheilmittel. Bei der Nachbildung des Geruchs der Speikwurzel dominieren Lavendel und Patschuli, bukettiert mit Kümmelöl, Rosmarinöl, Thymianöl, mit zimtigen, holzigen oder kleeartigen Duftnoten, abgerundet mit Geraniumöl, Palmarosaöl usw.
Das zur Nachbildung des Geruches der Speikwurzel oft verwendete Baldrianöl ist, wenn es frisch destilliert ist, eine gelbgrünliche Flüssigkeit, oft auch von bräunlich-gelber Farbe. Der Geruch ist durchdringend würzig. Beim Altern nimmt das Öl durch Polymerisation bzw. Spaltung eine dunkelbraune Farbe an und wird dickflüssiger. Durch die frei gewordene Valeriansäure reagiert es sauer und nimmt dadurch einen unangenehmen Geruch an. Neutralisiert man altes Öl mit schwachem Alkali, erhält es wieder seine würzige, etwas holzige Note.
Aus dragoco report 11/1965
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