Lavendel und Lavandinpflanzen
Christiane Meunier
Historischer Rückblick ihn wegen seines Duftes und vor allem Der Lavendel ist schon seit dem frühesten wegen seiner heilenden Eigenschaften. Altertum als Nutzpflanze bekannt: Ägypter, Es sei daran erinnert, dass Pflanzen früher Griechen und später die Römer schätzten die wichtigste Ausgangsbasis für medizinische Substanzen darstellten.
Auch heute sind sie, ungeachtet der Weiterentwicklung der synthetischen Chemie, immer noch Gegenstand umfangreicher Forschungsarbeiten, die sich vor allem mit der Extraktion ihrer wichtigsten Wirkstoffe befassen.
Es ist bezeichnend, dass die wissenschaftliche Forschung sehr oft die Feststellungen der traditionellen empirischen Medizin bestätigt hat!
In den meisten uns überlieferten Schriftstücken wird Lavendel im Bereich der Human- oder der Tiermedizin erwähnt. Desgleichen finden sich Hinweise in Bezug auf seine Verwendung als Duftzusatz für das Bad und die Wäsche.
Bis zur Neuzeit glaubte man, dass man mit „guten" Gerüchen Krankheiten vorbeugen und sie bekämpfen könnte, „schlechte" Gerüche hingegen zur Weiterverbreitung solcher Krankheiten beitragen würden. So wurden in Zeiten, als Seuchen, vor allem die Pest, grassierten, große Mengen aromatischer Kräuter und Gewürze in den Straßen und Häusern verbrannt. Überall in Südfrankreich enthalten die Schriften des Mittelalters Hinweise auf die Herstellung von Pflanzenmischungen, die für diesen Zweck benutzt wurden: Lavendel nimmt darin eine bedeutende Stellung ein.
Der Lavendel ist in der Liste der „guten" Kräuter enthalten; in jedem Garten sollte deshalb eine gute Auswahl dieser Kräuter angebaut werden, und zwar sowohl für die Verwendung in der Küche als auch für medizinische, gegebenenfalls sogar für magische Zwecke, für die man ja sicherheitshalber alle Zutaten zur Hand haben sollte!
Von der Lavendeldestillation ist erstmalig im 16. Jahrhundert die Rede. Aber vielleicht gab es sie auch schon früher?
Jedenfalls hat man in der Provence schon immer sowohl die Pflanze als auch ihr Öl bei der Behandlung verschiedener Leiden von Mensch und Tier (Wunden, Verbrennungen usw.) sowie als Hauptbestandteil für die Herstellung einfacher „Düfte" eingesetzt.
Lavendel wird also überall in Frankreich schon seit sehr langer Zeit verwertet. Das Sammeln von wildem Lavendel stellte ursprünglich jedoch keine wirkliche wirtschaftliche Aktivität dar. Im Laufe der Jahrhunderte sollte sich dies jedoch ändern...
Von der berühmten medizinischen Fakultät der Universität in Montpellier ging schon im Mittelalter ein wichtiger Impuls für den Anbau von Lavendel aus, aber die entscheidende Entwicklung fand im Zusammenhang mit der Parfumherstellung in Grasse statt. Die mächtige Familie der Medici, die vom 14. bis 16. Jahrhundert in Florenz herrschte, unterhielt nämlich sehr enge und bedeutende Handelsbeziehungen mit zahlreichen Städten des Mittelmeerraums.
Die im gesamten Gebiet um Grasse herum betriebene Schafzucht und der Olivenanbau begünstigten zunächst den Handel und wurden dann zum Ausgangspunkt einer bedeutenden einheimischen Industrie für Häute und Öle.
So kam es, dass diese beiden Aktivitäten zur Entstehung der Parfumindustrie führten, denn Lederbekleidung - vor allem Handschuhe - musste mit parfümierten Pomaden eingerieben werden, und auch bei der aus der Ölerzeugung hervorgegangenen Seifenherstellung wurden Parfumstoffe benötigt.
In Grasse entwickelte sich demzufolge ein ganz neuer Wirtschaftszweig, nämlich die „Parfumherstellung" im modernen Sinne des Wortes.
So wurden die Einwohner von Grasse, in Zusammenarbeit mit den in Montpellier durchgeführten Forschungsarbeiten, zum Beispiel über die Extraktionsmöglichkeiten für Pflanzen und andere Parfumrohstoffe, schnell zu richtigen Parfum-„Fachleuten". Bereits Frangois I. (1494-1547) gründete die Genossenschaft der „Parfum- und Handschuhhersteller".
Im Laufe der Zeit entwickelte die Stadt ein solches Können auf diesem Gebiet, dass sie weltweit als die bedeutendste Parfumstadt galt. Diese Industrie verdrängte alle anderen Industriezweige.
Für die Belieferung seiner Fabriken benötigte Grasse immer mehr Rohstoffe und dehnte seine Nachfrage nach wohlriechenden und aromatischen Pflanzen auf den gesamten Mittelmeerraum Frankreichs aus.
So wurden Agenten mit der Beschaffung von wildem Lavendel beauftragt, den die provençalischen Bauern in den Bergen sammelten.
Vom Sammeln zum systematischen Anbau
Diese Bauern, die in unfruchtbaren Bergregionen lebten, waren zumeist sehr arm. Das Sammeln von wildem Lavendel war für sie die einzige Möglichkeit, bares Geld zu verdienen. Alles andere, was auf dem Bauernhof angebaut wurde, diente größtenteils dem Eigenverbrauch : eine bescheidene Viehzucht, der Anbau von Nährpflanzen.
Die Ernte von wildem Lavendel, die vor allem von Frauen, Kindern, Schäfern und Zigeunern in ihrer „Freizeit” durchgeführt wurde, war für diese ein echter „Glücksfall", es war Geld, das „vom Himmel fiel" und ihnen die Möglichkeit bot, sich einige „Sonderwünsche" zu erfüllen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führten mehrere Entwicklungen zu einer beachtlichen Steigerung dieser Ernten.
Die Industrialisierung und der Bau der Eisenbahn zogen einen großen Teil der Landbevölkerung in die Stadt. Viele der armen, vormals bebauten Bergregionen wurden ein Opfer der Landflucht: In den verlassenen Regionen wuchs aber auch der wilde Lavendel, der sich rasch vermehrte und geradezu zu wuchern begann.
Parallel dazu verfügte die neue Stadtbevölkerung über eine gewisse „Kaufkraft" und interessierte sich viel mehr für „Mode" als die Landbevölkerung.
Düfte wurden in allen ihren Variationen einer immer größer werdenden Verbraucherzahl zugänglich. Bei der Parfumindustrie bestand angesichts des neuen „Massen“-verbrauchs Handlungsbedarf.
Die Stadt Grasse suchte in verstärktem Maße nach neuen aromatischen Rohstoffen: Der Lavendel wurde zu einer der begehrtesten Pflanzen.
In der ganzen Provence wird die Ernte intensiviert. Sie ist kein sekundärer Wirtschaftszweig mehr, sondern wird zum Haupterwerb des landwirtschaftlichen Betriebs. Viele Bauern kaufen einen Destillationsapparat aus Kupfer, der in hoher Stückzahl von den ansässigen Handwerkern gebaut wird.
Parallel hierzu entsteht ein ganzes Netz von Agenten: Sie arbeiten entweder auf eigene Rechnung oder im Auftrag der großen Parfümeriegesellschaften. Einige sind auch Destillateure und destillieren im Auftrag der Bauern, die keinen Destillationsapparat zur Verfügung haben.
Im Sommer werden regelrechte „Erntefeldzüge" organisiert, bei denen nicht nur die Familienmitglieder, sondern auch Nachbarn und Saisonarbeiter mithelfen. Die Gebiete, in denen wilder Lavendel wächst, werden zum ersten Mal richtig bearbeitet, das heißt gepflügt, gedüngt usw.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts schlug jedoch jeder Versuch fehl, Lavendel systematisch anzubauen. So begann eine ganze Reihe von Wissenschaftlern, die Möglichkeiten des Lavendelanbaus zu unter-: suchen. Sie arbeiteten im Auftrag von Parfumfabriken oder mit dem Ziel einer Diversifizierung der Anbauprodukte in den unfruchtbaren und trockenen Bergregionen.
Diese Forschungen führten zu der Entdeckung, dass sich der echte (oder „feine Lavendel mit seinem nächsten Verwandten, dem großen Speik, kreuzen lässt.
Aus dieser Kreuzung, die im Jahre 1927 auf künstlichem Weg in den Laboratorien der Firma CHIRIS durchgeführt wurde, entstand die Lavandinpflanze.
Von da an wurden mehrere Lavandinpflanzensorten gezüchtet, vor allem Lavandin Abrial (nach ihrem Erfinder, Professor Abrial).
In den dreißiger Jahren wird die Lavandinpflanze in großem Umfang angebaut. Dieser Anbau dehnt sich rasch aus, und die Erzeugung von Lavandinpflanzen überflügelt die Lavendelerzeugung, obwohl nun auch systematisch kultiviert werden kann.
Erzeugung von ätherischem Öl
Anfang der zwanziger Jahre
Lavendel 100 t (90 % wilder Lavendel)
Lavandinpflanzen 1 bis 2 t
Fünfziger Jahre
Lavendel 80 t (davon nur 10 % wilder Lavendel)
Lavandinpflanzen 200 t
Achtziger Jahre
Lavendel 45 t
Lavandinpflanzen zwischen 800 und 1.000 t
Diese Zahlen zeigen, dass die Ernte von wildem Lavendel in den Jahren zwischen 1925 und 1950 vollständig durch den systematischen Lavendelanbau ersetzt wurde und dass die Erzeugung von Lavandinpflanzen zwischen 1925 und 1980 von 0 auf eine Rekordhöhe von 1.000 Tonnen anstieg.
Heutige Lage
Anbaugebiete
Es handelt sich vor allem um folgende Departements:
- Drôme
- Alpen der Haute-Provence (Basses-Alpes)
- Vaucluse
- und in geringerem Umfang Gard und Ardèche
Sorten
LAVANDINPFLANZEN
Man unterscheidet zwischen folgenden Hauptsorten:
Lavandin Abrial:
Diese sehr alte Sorte war die am häufigsten angebaute Sorte, bevor sie einen gewissen Niedergang erlitt (Schädlingsbefall, Krankheiten, Degeneration des Pflanzenmaterials usw.). Sie wurde durch andere Sorten, vor allem durch Super, dann durch Grosso, ersetzt.
Da das ätherische Öl des Lavandin Abrial von den Parfumherstellern sehr geschätzt wird hat es noch 20 bis 25 % Anteil an der Gesamterzeugung. in einigen Gegenden wurden neue Abrial-Felder angelegt, denn unter guten Bedingungen können die Ausbeuten an ätherischem Öl beachtlich hoch sein.
Lavandin Super
Lavandin Super, der eine ähnlich hohe Ausbeute an ätherischen Ölen aufweist wie feiner Lavendel, wurde als Ersatz für den in der Qualität rückläufigen Abrial angebaut, aber seine Qualität verschlechterte sich ebenfalls. Seine Erzeugung beläuft sich derzeit auf 5 bis 10 % der gesamten Lavandinproduktion.
Lavandin Grosso
Dieser von Grosso gezüchtete Klon ist seit 1975 sehr erfolgreich. Er ist widerstandsfähig, sehr ertragreich und hat die anderen Sorten verdrängt. Im Durchschnitt werden zwei Drittel der Flächen mit Lavandin Grosso bebaut, der somit 65 bis 70 % der Erzeugung des ätherischen Öls sicherstellt.
Es gibt auch noch andere Lavandinsorten, aber wir wollten hier nur auf die drei bekanntesten eingehen.
LAVENDEL
„Feiner" oder „echter" Lavendel
Hier handelt es sich um den echten „Lavendel" aus wilden Pflanzen, die früher in den Bergregionen geerntet wurden.
Er wächst nur in einer bestimmten Höhe (mindestens 600 Meter, meist aber in 800 Metern Höhe), da er sich unterhalb dieser Höhe auf natürliche Weise mit dem großen Speik (Aspic) kreuzt.
Er ist empfindlicher als die Lavandinpflanze. Seine Ausbeute an ätherischen Ölen ist wesentlich geringer als die der Lavandinpflanzen. Das ätherische Lavendelöl gilt als ein ÖI von besonders guter Qualität, dafür ist auch der Preis entsprechend höher.
Er vermehrt sich durch Samen. In einem Lavendelfeld unterscheidet sich somit jede Jungpflanze von der anderen. Dadurch variiert die Qualität des gewonnenen Öls je nach Anbaugebiet.
Klon-Lavendel
Es gibt einige Kulturen von Klon-Lavendel, d. h. Lavendelsorten, die statt durch Samen durch Stecklinge vermehrt werden.
Die gewonnenen ätherischen Öle sind dabei von minderer Qualität (vergleichbar mit der Qualität der ätherischen Öle aus den osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, UdSSR usw.).
Die Vermehrung
Der echte, feine Lavendel ist fruchtbar; er bringt Samen hervor, mit denen neue Samenbeete angelegt werden. Diese Samenbeete, deren Kultivierung schwierig ist, ermöglichen in Baumschulen die Entwicklung von Jungpflanzen, die dann endgültig in ein Feld gepflanzt werden.
Die Lavandinpflanzen sind unfruchtbar, da es sich hier um Hybriden handelt. Sie werden durch Stecklinge vermehrt. Die im Herbst und im Winter gepflanzten Stecklinge werden in Baumschulen ausgepflanzt. Wenn die Bewurzelung stark genug ist, können die Jungpflanzen umgesetzt werden.
Bei Lavendel und auch bei den Lavandinpflanzen dauert es also anderthalb bis zwei Jahre, bis die Jungpflanzen in das Feld umgesetzt werden können.
Zwei Jahre nach dem Anlegen der Kultur kann das erste Mal geerntet werden. Die maximale Erzeugung stellt sich im dritten oder vierten Jahr ein. Bei guten Voraussetzungen gehen die Lavendelausbeuten erst ab dem B. Jahr zurück. Bei den Lavandinpflanzen tritt dieser Rückgan schon ab dem 5. Jahr ein.
Die Lebensdauer der Felder kann ungefähr zehn Jahre betragen. Im einzelnen hängt das aber ganz von den Anbaubedingungen, dem ökologischen Zustand der Region, der Qualität der Jungpflanzen usw. ab.
Die Lavandinpflanze war Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchun- gen. So können jetzt Felder mit Jungpflanzen angelegt werden, die „im Reagenzglas" entstanden sind, das heißt in Laboratorien, in denen pflanzliche -Zellen in sterilen Lösungen gezüchtet werden.
Durch diese Technik kann die biologische Reinheit der Jungpflanzen gewährleistet, jede Verunreinigung (Mikroben, Viren, Pilze, Insekten usw.) verhindert und gleichzeitig sehr viel Zeit gewonnen werden, weil die Bewurzelung der „im Reagenzglas" gezogenen Jungpflanzen natürlich unabhängig von jedweden klimatischen Einflüssen von- statten gehen kann.
Im übrigen wird an der Züchtung neuer Sorten gearbeitet, beispielsweise durch Fruchtbarmachung der Lavandinpflanzensorten. So wird das Pflanzenmaterial erneuert, wobei nicht nur technische und finanzielle Aspekte, sondern auch die Wünsche der Abnehmer berücksichtigt werden.
Ernte und Destillation
Ab 1950 wurde die manuelle Ernte mit der Sichel nach und nach durch die maschinelle Ernte ersetzt.
Die Lavandinpflanze, die in sehr hohen und gleichmäßigen Stauden wächst, eignet sich viel besser für die maschinelle Ernte. Heute gibt es aber auch geeignete Maschinen für Lavendel, der sich in der Vergangenheit wegen seiner kurzen Stiele und des hügeligen Bodens, auf dem er wächst, schlecht auf mechanischem Weg ernten ließ.
Heute wird praktisch die ganze Lavendel- und Lavandinernte maschinell durchgeführt. Es gibt in Südfrankreich ca. 500 betriebsbereite Erntemaschinen.
Die meisten dieser Maschinen erledigen auch die Bündelung von Garben; diese Garben bleiben einige Tage auf den Feldern liegen, damit überflüssiges Wasser (das die Ausbeute bei der Destillation verringert) verdunsten kann. Sie werden dann auf einen Anhänger aufgeladen und in die Destillationsbetriebe gebracht.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind die kleinen kupfernen Destillationsapparate fast völlig verschwunden. Vor allem, seit es die Lavandinpflanze gibt, wurden sie durch industrielle Destillationsanlagen ersetzt.
Das zugrundeliegende System ist die Destillation mit Wasserdampf. Die Pflanzen werden unter Dampf gesetzt, und das in den Pflanzen enthaltene ätherische Öl wird auf diese Weise freigesetzt.
Die dampfförmige Mischung aus Wasserdampf und ätherischem Öl wird sodann abgekühlt. Sie kondensiert und wird wieder flüssig. Das ätherische Öl, das leichter als Wasser ist, setzt sich durch natürliche Abtrennung in einem „Florentiner Gefäß" (Essenzgefäß) ab.
Moderne Destillationsbetriebe verfügen im allgemeinen mindestens über zwei Destillationsapparate; eines der Gefäße wird gefüllt, während in dem anderen destilliert wird. Das Wasser für die Dampferzeugung wird durch Verbrennung der bereits destillierten Pflanzen erhitzt. Jedes Gefäß hat eine Aufnahmekapazität von bis zu 6.000 Litern.
Es gibt in Südfrankreich mehrere hundert Destillationsbetriebe; sie befinden sich meistens auf dem Land. Da diese Anlagen sehr kostenintensiv sind, gehören sie in der Regel nicht einem einzelnen Bauern, sondern
- Erzeugerverbänden.(Genossenschaften)
- Gesellschaften, die sich auf die Gewinnung ätherischer Öle spezialisiert haben
- Destillateuren/Agenten, die im Auftrag arbeiten und die Produkte mehrerer landwirtschaftlicher Erzeuger verarbeiten.
Viele Destillationsbetriebe sind relativ schlicht ausgerüstet und verfügen nur über einen einfachen Schuppen zum Schutz der Destillationsapparate; sie arbeiten nur im Sommer. Andere, industrialisierte Betriebe, sind richtige Fabriken, in denen im Sommer die Lavendel- und Lavandinernte und während des restlichen Jahres andere Rohstoffe (Zypressenzweige, Wurzeln, Gummi usw.) verarbeitet werden.
Die Vermarktung der ätherischen Öle
Die Vermarktung von ätherischen Lavendel- und Lavandinölen erfolgt immer auf den traditionellen Distributionswegen, nämlich durch:
- Handel/Industrie
- Erzeugergenossenschaften
- Agraragenten und private Agenten.
Mit einer Jahresproduktion von 800 bis 1.000 Tonnen ätherischen Öls ist die Erzeugung von Lavandinpflanzen in den letzten Jahren stabil geblieben. Das Lavandinöl ist im Vergleich zu synthetischen Substitutionserzeugnissen sehr wettbewerbsfähig.
Wegen der zuverlässigen und umfassenden Versorgungsmöglichkeiten, der Homogenität und der gleichbleibenden Qualität von einem zum anderen Jahr ist die Lavandinpflanze außerdem ein ideales Erzeugnis für die industrielle Parfumherstellung. Waschmittel und andere Produkte der Wäschepflege sind ihr wichtigster Absatzmarkt.
Die Zukunft dieses Produktionszweiges scheint gesichert, da das Pflanzenmaterial ebenso wie die Anbautechniken im Zuge der Agrarforschung ständig verbessert werden. Mit Hilfe großer Investitionen wurde darüber hinaus eine fortschrittliche Infrastruktur für die Destillation geschaffen.
Die Lavendelerzeugung hingegen ist immer mehr rückläufig.
Lavendel steht im Wettbewerb mit preisgünstigeren Erzeugnissen (Lavandinpflanzen, synthetische Produkte). Sein Anbau ist schwierig, seine Rentabilität für die Erzeuger ist sehr gering. Größter Absatzmarkt für Lavendel ist die Luxus-Parfümerie, für die ,die Qualität seiner Duftnote auch weiterhin durch nichts zu ersetzen ist.
Hier gilt anzumerken, dass im Jahre 1981 die Angabe einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung zum Schutz der Erzeuger ebenso wie der Abnehmer von feinem Lavendel eingeführt wurde. Durch die Klassifizierung des Lavendels in Form der „kontrollierten Herkunftsbezeichnung" (A.0.C. = Appellation d'origine contrôlée) wird garantiert, dass:
- diese Lavendelsorte aus einem geographisch genau definierten Gebiet stammt,
- sie genauen Qualitätsnormen entspricht,
- alle Produktionsverfahren, Probenentnahmen und damit in Zusammenhang stehenden
Vermarktungsverfahren streng kontrolliert wurden.
Anhand der kontrollierten Herkunftsbezeichnung wird deutlich, welches Erzeugnis im Rahmen der Gesamtproduktion von besonderer Qualität ist.
Von den im Jahre 1987 erzeugten 45 Tonnen Lavendel wurden 12,5 Tonnen für die kontrollierte Herkunftsbezeichnung vorgeschlagen, aber nur 10,5 Tonnen erhielten sie schließlich.
Der Schutz und die Weiterentwicklung der kontrollierten Herkunftsbezeichnung für „Lavendel aus der Haute-Provence" werden von einem 1982 gegründeten Verband, der ADELAHP (Association de Lavande HauteProvence), sichergestellt.
Schlussbemerkung
Der Anbau von Lavendel und Lavandinpflanzen bleibt auch weiterhin ein bedeutender Wirtschaftszweig der Haute-Provence. Es ist sehr schwierig, auf diesen wenigen Seiten alle mit dem Anbau im Zusammenhang stehenden Aspekte anzusprechen; wir hoffen jedoch, die wichtigsten Anbauarten skizziert und Interesse für die Geschichte, die Verarbeitung und die Zukunft des Laven- dels geweckt zu haben.
Einige Zahlen
Erzeugung Frankreich (Ernte 1987)
Lavandin Grosso ca. 650 Tonnen
Lavandin Abrial ca. 180 Tonnen
Lavandin Super ca. 50 Tonnen
Verschiedene ca. 20 Tonnen
Lavandin insgesamt 900 Tonnen
„Feiner" Lavendel ca. 45 Tonnen,
davon 10,5 Tonnen mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung.
Destillation
Die Destillationszeit für Lavendel und Lavandinpflanzen beträgt ca. 30 Minuten.
Die Ausbeute an ätherischen Ölen ist sehr unterschiedlich, kann aber für
Lavendel 0,5 bis 1 %
Lavandinpflanzen 3 bis 6 %
betragen.
Das bedeutet, dass in einem 5.000/16.000 Liter-Destillationsgefäß, das mit 1.000 bis 2.000 Kilo Lavendel gefüllt wird, etwa 10 Kilo ätherisches 01 erzeugt wird. Wird dasselbe Gefäß mit Lavandinpflanzen gefüllt, so erhält man 30 bis 50 Kilo Öl, je nach Sorte manchmal mehr. Will man jedoch die Rentabilität pro Hektar berechnen, so darf man dabei nicht nur die Ausbeute an ätherischen Ölen berücksichtigen, sondern muss auch die pro Hektar benötigte Anzahl an Pflanzen und die Lebensdauer der Pflanzungen in Erwägung ziehen.
Derzeit bevorzugen die Erzeuger angesichts dieser unterschiedlichen Gegebenheiten die Sorte Grosso. Unter günstigen Anbaubedingungen kann jedoch Lavandin Abrial zu besseren Ergebnissen führen.
Aus dragoco report 05/1989
Mit freundlicher Genehmigung
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