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Blumenwiesen - Alles auf einen Blick

Wiesen können auf natürliche Weise entstehen oder künstlich.

Natürliche Wiesen sind jedoch eher selten. Nur wo Wind, Nässe, Kälte oder Trockenheit die Konkurrenz der Gehölze fernhalten, wachsen sie ohne menschliches Zutun. Entsprechend findet man sie am ehesten auf Sanddünen, in Sümpfen, im Hochgebirge oder an Felshängen.

Künstliche Wiesen sind so alt wie die vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft Mitteleuropas. Die erste Wiese sproß in der Jungsteinzeit, etwa 4500 v. Chr., als der Wald unter Steinäxten fiel. Rinder, Ziegen und Schafe weideten Gras und Blumen ab und hielten so das Grünland am Leben. Die heutigen Wiesenpflanzen mussten sich seinerzeit ihr Terrain allerdings erst erobern:

30 % stammen von wiesenähnlichen Naturstandorten (z.B. Glatthafer, Aufrechte Trespe)

25 % kamen von Waldlichtungen, Waldrändern und kurzfristig offenen Plätzen (z. B. Löwenzahn, Sauerampfer)

15 % nahmen den weiten Weg aus östlichen Steppen, nördlichen Tundren und südlichen Grasheiden auf sich (z. B. Federgras, Herbstzeitlose, Enzian) und

10 % reisen inkognito an. Keiner weiß, woher.

Etwa ab der Eisenzeit, 500 v. Chr. Wurden die Wiesen von Hand geschnitten - mit primitiven Sicheln und Sensen.
Das Mähgut ging als Frischfutter oder Einstreu in den Stall. Seitdem vergrößerte sich die Wiesenfläche stetig.
Erst seit 50 Jahren werden einstige Wiesen verstärkt zu Äckern umgebrochen - abruptes Ende einer siebeneinhalbtausen Jahre alten bäuerlichen Tradition.

Es ist heutzutage gar nicht so einfach festzulegen, was eine Wiese ist und was keine.
Beginnen wir mit dem, was keine Wiese sein kann oder darf. Rasen: Hier handelt es sich allgemein um kurzgeschnittene Grünflächen aus wenigen, breitwüchsigen Gräsern. Charakterarten sind Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe, Straußgras oder Rotschwingel.
Das Saatgut stammt aus aller Welt, für jeden Zweck gibt es spezielle Zuchtformen.
DIN-Normen legen fest, was in den Mischungen enthalten sein darf und was nicht.
Allgemeine Kennzeichen sind intensive Pflege, Düngung. Wässerung und die „Behandlung“ mit Unkrautvernichtern.
Je nach Nutzung werden Rasen jährlich zwischen 15-25 mal (Privatgärten) und über 100mal (Golfrasen) gemäht.
Im einzelnen unterscheidet man Zierrasen, meist in Privatgärten, Wohnsiedlungen oder im öffentlichen Grün. Als englischer Rasen bestehen sie aus einer Handvoll Grasarten.
In weniger intensiv bearbeiteten Flächen können halbwüchsige Wildblumen wie Gänseblümchen oder Grundelement den ständigen Schnitt überleben. Sport- und Spielrasen müssen belastbar sein. Gefragt sind dichte, tritt feste Gasnarben, guter Neuauftrieb, eine schöne grüne Farbe sowie Resistenz gegen Krankheiten.
Wildblumen haben dort keine Chance. Verbreitet ist dieser Rasentyp auf Fußballplätzen, Messearealen und auf Golfplätzen.
Starre DIN-Normen regeln die Anlage und schaffen landauf, landab uniforme Verhältnisse.
Landschaftsrasen werden an Straßenböschungen, Parkplätzen, Schutthalden oder in Gewerbegebieten ausgebracht. Auch hier hat der Landschafts- und Gartenbau mit standardisierten Bedingungen zu kämpfen. Normen machen individuelle Anpassungen an Standort und Landschaft unmöglich.
Die üblichen Regelsaatgutmischungen erschweren oder verhindern, dass bodenständige Wildblumen einwandern.
Bei extensiver Pflege können Landschaftsrasen zu Graswiesen auswachsen. Bei den meisten inzwischen mit Wildblumen und Kräutern angebotenen Mischungen handelt es sich eher um Alibiprodukte. Sie bestehen überwiegend aus hochgezüchteten dominanten Gräsern.
Der Wildblumenanteil ist unbedeutend gering (1,6-2,6 %), und es gibt keine Chance für eine artenreiche Grünfläche.

Blumenrasen sind ein Schritt Richtung Natur.
Niedrigwüchsige, schnittverträgliche Wildblumen und Frühblüher erweitern das Spektrum auf 15 - 20 Arten. Es wird weniger oft gemäht, nicht mehr gedüngt oder mit Herbiziden gearbeitet.

Blumenwiesen schließlich sind langhalmige, artenreiche Wildblumen-Grasbestände.
Eine ökologische Einteilung geht hierzulande von mindestens 300 verschiedenen landschaftsbezogenen Blumenwiesen-Typen aus.
Eine Blumenwiese wird in der Regel zweimal jährlich gemäht. Der Anteil der Gräser ist gering, dafür wachsen sie hoch, und dazwischen hat ein buntes Spektrum verschiedener Wildblumen Platz.
Eine Wiese enthält mindestens 30 verschiedene Arten, die Artenzahl kann jedoch bis auf 165 steigen. Durchschnittlich sind 60 Blütenpflanzen vertreten. J
ede Blumenwiese ist allein durch ihr Artenspektrum einmalig. Die Wuchshöhe hängt hauptsächlich vom Standort und Nährstoffvorrat ab.
Von der handspannenhohen Magerwiese bis zur meterhohen Fettwiese ist alles möglich.
Gedüngt wird nicht oder wenn, dann sehr sparsam, bewusst und nur bei für die landwirtschaftliche Nutzung bestimmten Wiesentypen.
Unkraut-Ex ist tabu, es würde die gewünschten Wildblumen eliminieren.

Graswiesen: Je nach Standort und Bedingungen prägen hochwüchsige Zuchtgräser das Bild.
Wildblumen spielen in der Intensivlandwirtschaft, wenn überhaupt, eine Nebenrolle. Besonders artenarm sind eingesäte Futtergraswiesen.
Kunstdünger, Herbizide und bis zu sechs Schnitte jährlich haben die ehemals bunte Vielfalt zu grüner Monotonie verkommen lassen.
Weiden werden anders als Blumenwiesen nicht zu einer bestimmten Zeit geschnitten, sondern durch das Vieh nach und nach abgegrast. Die Haustiere betreiben Selektion. Leckere Kräuter kommen bei intensiver Nutzung nicht mehr zu Blüte, Weideunkräuter wie Ampfer und Brennessel nehmen zu.

Extensive Weiden mit geringer Viehdichte hingegen sind botanisch wertvoll. Sie können zu Blumenweiden werden. Manchmal gibt es auch eine kombinierte Nutzung. Die Grünfläche wird im Sommer gemäht und im Herbst beweidet - oder umgekehrt. Brachen und Sukzessionsflächen entstehen, wenn Wiesen und Weiden aufgegeben werden. Höherwüchsige Stauden (Hochstauden) bestimmen die ersten Jahre das Bild. Zumeist nehmen nach und nach Büsche und Bäume überhand, und ein Artenschwund setzt ein.

Säume, Feldraine und Verkehrsgrün können ebenfalls einen Großteil von Wiesenpflanzen tragen oder reine Wildblumenwiesen sein.

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